„Mutausbrüche“ im kath. Pfarrsaal Großkarolinenfeld

Foto: Simon Witte; P. E. v. Gemmingen SJ

Am Freitag Abend begrüßte Herr Prof. Dr. Schroeter vor ca. 90 Gästen die Nigerian Gospel Singers, P. Eberhard von Gemmingen SJ, den langjährigen Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan und Christian Kuster, den Religionslehrer an der Dr. Kalscheuer Schule in Rosenheim. Der evangelische Pfr. Graupner  und der katholische Pfr. Curic und rundeten die Begrüßungsworte ab. Christian Kuster und P. v. Gemmingen haben das Buch „Mutausbrüche – Das christliche Abendland in Zeiten des Umbruchs“ geschrieben und an diesem Abend vorgestellt.  Die nigerianische Band hat mit vielen bunten Farben, mit archaischem Rhythmus, ausdrucksstarkem Tanz und vollen Klängen den Abend musikalisch umrahmt.

 

Foto: Simon Witte; beide Autoren

P. v. Gemmingen hat von Jesus dem Europäer aus Galiläa vorgelesen: „Wir blicken auf das Luther-Jubiläum; 2017 wird es 500 Jahre her sein, dass der Reformator Martin Luther seine Thesen in Wittenberg vorstellte. Vor wenigen Monaten lernten Schüler in der Filmkomödie "Fack Ju Göhte" Johann Wolfgang kennen. Im Februar 2016 erschien Hitlers "Mein Kampf " in einer kritischen Ausgabe; Millionen deutscher Schüler haben sich vielleicht zum ersten Mal mit diesem Machwerk auseinandersetzen. Weniger ist in diesen Tagen von den Lehren jenes maßgebenden Europäers die Rede, dessen  Geburtstag jedes Jahr mit viel Jubel gefeiert wird. Er stammt zwar aus dem religiös umkämpften Nahen Osten, hat aber im Westen Karriere gemacht. Jesus von Nazareth? Der Philosoph Karl Jaspers nannte den Nazarener "maßgebend" für Europa und stellte ihn neben Konfuzius, Buddha und Sokrates. Wissen die deutschen Schüler eigentlich, warum in ihren Kalendern oben 2017 steht?“

Für P. v. Gemmingen sind Jesus und sein Ahnherr Mose maßgeblich daran beteiligt, dass wir in Europa eine Siebentage-Woche haben, dass wir die Menschenrechte und die Solidarität hochhalten, dass wir Religionsfreiheit kennen und dass die Menschenwürde im deutschen Grundgesetz fest verankert ist.

Beide Autoren plädieren für ein „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht!“ (Jes 7,9) des Propheten Jesaja. Der Glaube stiftet Identität und ent-ängstigt. Und Christian Kuster schreibt: „Mystisch gesehen ist es Jesus, der zu uns heute aus dem Orient kommt. Als Neugeborener ist er als Flüchtling nach Ägypten geflohen, er war auf die Gastfreundschaft der hiesigen Bewohner angewiesen, da er um sein Leben vor dem wütenden König Herodes fürchten musste. Mystisch gesehen sind die vielen Zufluchtssuchenden aus Syrien, dem Irak, aus Afghanistan und Ostafrika, die an unserem Reichtum und unserer nationalen Sicherheit Anteil haben wollen, Ikonen des gekreuzigten und auferstandenen Christus. Er bittet jetzt – wie einst noch ungeboren in Betlehem – vor unseren schweren, verschlossenen Türen um Einlass.“

 

Foto: Simon Witte

Der Abend war kurzweilig und nach den letzten beiden Liedern der afrikanischen Gospel-Band gab es einen reichhaltig gedeckten Tisch mit Kuchen, Pizzastücken, Schmalznudeln, Wein, Wasser und Brot. Durch die Hilfe vieler fleißiger Männer und Frauen im Hintergrund wurde der Abend zu einem schönen Fest. Der inoffizielle Teil bot ausreichend Gelegenheit zum persönlichen Austausch oftmals auch aus durchaus konträren Sichtweisen.

 

Foto: Simon Witte; die beiden Autoren und die Nigerian Gospel Singers

Foto: Simon Witte; anschließender Austausch mit open end

Foto: Daniel Cohn

 

Foto: Daniel Cohn

 

Foto: Daniel Cohn

Foto: Daniel Cohn

Foto: Daniel Cohn

 

Foto: Daniel Cohn; Prof. Dr. J. Schroeter

 

Foto: Daniel Cohn; die Nigerian Gospel Singers

Foto: Daniel Cohn; die Autoren mit dem Hausherren Pfr. D. Curic

 

Foto: Daniel Cohn

Foto: Daniel Cohn; die Gäste

Foto: Daniel Cohn

 

Foto: Daniel Cohn

Der Abend bietet Anlass für sehr viel Hoffnung: Die Geschichte Israels ist eine einzige Weg- bzw. Flucht-Geschichte, wie aus den Lesungen hervorging. Jesus war selbst ein Asylant in Ägypten, er hatte nichts, wo er als Wanderprediger sein Haupt hinlegen konnte. Aufbruch und Loslassen, Unterwegs-Sein und nichts mehr zu haben, das sind eigentlich „ideale“ Voraussetzungen für die Entwicklung einer gefestigten Identität, die sich ganz von Gott – und nicht so sehr vom Haben und Horten -her definiert. Das macht Mut. Krisen sind so gesehen Chancen. Im Grunde haben wir keine andere Chance, als optimistisch zu sein, denn die Hoffnung ist immer noch die beste Alternative.

 

 

 

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